Gäste, die an Atemwegserkrankungen leiden, können in Bad Salzungen tief durchatmen. Der Kurort mit seinen 18.000 Einwohnern und dem reichhaltigen Solevorkommen liegt im weiten Tal der Werra. Die Altstadt blieb mit ihrer geschichtlichen Darstellungsweise auch während der DDR-Zeit, als sich die Stadt durch Neubaugebiete ausdehnte, erhalten. Die Ruinen der im zweiten Weltkrieg zerstörten Husenkirche blieben als Mahnmal auf dem Friedhof bestehen. Angeblich sollen die Eltern Martin Luthers vor der Kirche geehelicht worden sein.
In Bad Salzungen dreht sich eine Legende um das versenkte Silberglöckchen im Salzunger See, bei welchem Till Eulenspiegel seine Finger im Spiel gehabt haben soll:
Die Ratsherren aus Salzungen überlegten, wie man die silberne Glocke, die über dem Rathaus hing, vor den einfallenden Heerschare der Schweden behüten könne. Aber sie fanden keine Lösung, also befragten sie den soeben eingetroffenen, angeblich sehr klugen und hochgebildeten fremden Herren.
Er meinte, man solle die Glocke im See versenken und die Ratsherren befürworteten diesen Vorschlag. Daraufhin demontierten sie die Glocke, verluden sie in einen Kahn und verbargen sie im See. Zurück am Ufer bemerkten die Herren, dass sie die Stelle, an der sie die Glocke hinabließen, gar nicht markiert hatten.
Der fremde Herr trat daraufhin lachend aus der Menge hervor und meinte, dass er an der Stelle, wo die Glocke versenkt wurde, eine Kerbe in den Kahn geritzt habe. Zufrieden gingen die Herren heim und der Fremde zog lachend weiter, denn er hatte ihnen einen Streich gespielt.
Dieser fremde Herr, der die Ratsherren in Bad Salzungen hinters Licht führte, soll kein geringerer gewesen sein als Till Eulenspiegel. Angeblich soll man an stillen Tagen und ruhigen Nächten heute noch das Silberglöckchen im See klingeln hören, denn die Stadtherren fanden die Glocke nie wieder.
Romy Mauer